Vorstellung der Arbeit am InEs-Projekt in der Baufakultät
der Technischen Universität Ulaan Baatar, Mongolei

Von Fickenscher Architektur+ | am 16.06.2022

Im Rahmen einer Einladung des Mongolischen Nationalen Bauverbandes, für das Jahrestreffen der 18 Asiatischen Bauwirtschaftsverbände in Ulaan Baatar einen KeyNote-Vortrag zu halten, ergab sich für den Hofer Architekten, Stadtplaner und Energieberater Uwe Fickenscher auch die Möglichkeit für einen Besuch der ältesten und renommiertesten Universität des Landes, der Mongolian University of Science and Technology – kurz MUST.

MUST – Mongolian University for Sience and Technology in Ulaan Baatar, die größte und renommierteste Universität der Mongolei.

Durch die Baufakultäten wurde im großen Sitzungssaal ein Treffen organisiert, zu dem im Laufe der Veranstaltung rund 100 Personen kamen.Die Dekanin begrüßte dazu Professoren und Professorinnen aus den Fachschaften Architektur und Bauingenieurwesen, Gebäudetechnik und dem Bereich der Umweltingenieure sowie Institutsleiter und wissenschaftliche Mitarbeiter/innen für Materialwissenschaften, Stadtplanung und Energieversorgung ebenso wie Studierende, ehemalige Absolventen, und freischaffend Tätige aus der Planungs- und Immobilienwirtschaft.

Mit einem Einführungsvortrag als Plädoyer für eine nachhaltige Baukultur stellte Nomindari Enkh-Amgalan die Wertschätzung des Baubestandes und die Sanierungstätigkeit der vorhandenen Gebäudesubstanz als zentrales Handlungsfeld für klimagerechtes Bauen in den Mittelpunkt der Diskussion. Sie erläuterte dabei in der Landessprache dem Kreis der interessierten Teilnehmer den 10-Punkte-KlimaBauPlan des Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure, BDB: “Was Planer:innen, Politik und Wirtschaft jetzt tun müssen” und stellte den Bezug zur aktuellen Situation in der Mongolei her.

Vortrag von Nomindari Enkh-Amgalan zum BDB-KlimaBauPlan über klimagerechte und nachhaltige Baukultur und was Planer:innen, Politik und Wirtschaft jetzt tun müssen

Enkh-Amgalan hat an der Universität für Wissenschaft und Technologie in der mongolischen Hauptstadt Ulaan Baatar Architektur und an der HEI Universität in Lille Smart City Planning im Masterstudiengang absolviert und verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im mongolischen Bausektor. Sie arbeitet im Team von Fickenscher Architektur+ im InEs-Projekt an verschiedenen Themen und an der Zukunftsentwicklung des Winterling Areals, unter anderem an LCA-Modellierung, BIM-Datenauswertung, architekturgebundenen Energieversorgungskonzepten.

Uwe Fickenscher, der in einer bundesweiten Arbeitsgruppe das 10-Punkte-Programm “Klima-Bau-Plan” mit erarbeitet hat und der zum wiederholten Male in die Mongolei reiste, stellte als Experte für solares Bauen, Plus-Energie-Gebäudekonzepte und Naturbaustoffe die Arbeit am InEs-Forschungs- und Entwicklungsprojekt vor.

Auditorium im großen Sitzungssaal der Universität mit Diskussion und Ideenaustausch

Größtes Interesse gab es dabei für die Themenschwerpunkte der regenerativen Quartiersenergieversorgung, Wärmeenegiespeicherung und auch der Ökobilanzierung im Sinne von Life-Cycle-Analysis – LCA – von Immobilien, wobei der InEs-Ansatz der vergleichenden Bilanzierung gespannt aufgenommen wurde.

In einer anschließenden Diskussionsrunde wurde schnell klar, dass die Themen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Green Building und Ressourcenschonung und Gebäudesanierung sehr großen Anklang unter den ortsansässigen Fachleuten fanden und dass die Schwerpunkte, mit denen die Bauwirtschaft in die Zukunft blickt, in beiden Ländern offenbar ähnlich sind.

Dabei sieht sich die Diskussion zu Substanzerhalt hin zu Sanierungsanstrengungen und weg von Abbruch und Neubau in der Mongolei mit ähnlichem Widerstand konfrontiert wie im Rest der Welt. Immer noch werden bei Entscheidungen ökonomische Gründe wesentlich stärker gewichtet als ökologische. Die Notwendigkeit, dies zu ändern wird allerdings genau so gesehen wie in Deutschland.

Vortrag zu Plus-Energie-Gebäudekonzepten, Sonnenhäusern und dem Bauen und Konstruieren mit Naturbaustoffen durch Uwe Fickenscher, Architekt, Stadtplaner und Gebäudeenergieberater

Der Austausch von Wissen und Erfahrungen fand während des Aufenthalts in der Mongolei durch verschiedene Begegnungen in beide Richtungen statt. Besonders interessant waren dabei die Einblicke in die Arbeit von Hochschulen und Instituten, der Gedankenaustausch mit Ministerien, mit dem nationalen Bauverband MNCA aber auch mit dem gemischten Architekten- und Ingenieursverband MCDA, der die Zusammenarbeit verschiedener Ingenieursdisziplinen im Baubereich befürwortet und durch Verbandsarbeit stärkt.

Vortrag zu Plus-Energie-Gebäudekonzepten, Sonnenhäusern und dem Bauen und Konstruieren mit Naturbaustoffen durch Uwe Fickenscher, Architekt, Stadtplaner und Gebäudeenergieberater

Bei Gesprächen über nachhaltiges Bauen in der Mongolei stieß das Team von Fickenscher Architektur+ auf das traditionelle Gebäudemodell der Jurte (mongolisch: Ger), das seit Jahrtausenden effiziente Lösungen auch für extremes Klima bietet und Antworten auf Fragen unserer Zeit gibt: Suffizienz, Kreislaufgerechtes Bauen, Einsatz von Naturbaustoffen und niedrigster CO2 Fußabdruck in der Ökobilanzierung können dabei beispielhaft erfahren und erlernt werden.

Vortrag zum InEs-Forschungsprojekt und zur Zukunftsentwicklung für das WinterlingAreal in Schwarzenbach a.d. Saale.

Die Erfahrungen der weiten Reise zeigen den Fachleuten, wie wichtig es ist, der Vielfalt an unterschiedlichen Lösungsansätzen beim Klimaschutz im Baubereich einen verbindlichen Rahmen zu geben. Die bemerkenswerte Allgemeingültigkeit der Themen im 10-Punkte-Klimabauplan des BDB, die auch in der Mongolei greifen, ist dabei ein ermutigendes Zeichen und eine Bestätigung für die eigene Arbeit. Es zeigt sich, dass die komplexen Herausforderungen der Zukunft nur auf verschiedenen Ebenen, durch Verständigung und die bestmögliche Zusammenarbeit aller Disziplinen im Bausektor und durch gute interdisziplinäre Zusammenarbeit bewältigt werden können. Es eröffnen sich Perspektiven für eine zukünftige internationale Zusammenarbeit im Bereich der Entwicklung von Klimaneutralen Gebäude und Städtebaukonzepten. Die globalen Probleme unserer Zeit können nur gemeinsam und länderübergreifend gelöst werden.

Die Frage steht im Raum, wie einige der im Forschungsprojekt InEs behandelten Themen als Forschungs- und Entwicklungsarbeit auch in die Mongolei übertragen werden können. Der Besuch einer mongolischen Delegation im Winterling Areal im Oktober 2023 ist in Vorbereitung.

Uwe Fickenscher, Architekt BDB, Stadtplaner und Gebäudenergieberater BYAK

Bild 1 und 2: Uwe Fickenscher

Bild 3 – 5: Nomindari Enkh-Amgalan

Bild 6: Urantsetseg Tsogtbayar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner