Vergleichende Ökobilanzierung von Nichtwohngebäuden: Sanierung vs. Neubau

Von iwe Hof | am 23.08.2023

Das Projekt InEs hat zum Ziel, eine vergleichende Betrachtung des Lebenszyklus (Life Cycle Assessment = LCA) einer Immobilien­entwicklung zu erstellen. Die Bestandsentwicklung inklusive Sanierung, Umbau und Teilabriss wird der Errichtung eines virtuellen Neubaus durch ein transparentes, objektiv nachvollziehbares Bewertungs­system gegenübergestellt. Anhand der Ergebnisse soll zukünftig die Entscheidung zwischen einer Sanierung und einem Neubau erleichtert werden. Als Umweltwirkungsindikator steht das globale Erwärmungspotential (Global Warming Potential = GWP), ausgedrückt in CO2-Äquivalenten, im Vordergrund.

Die Gebäudeabschnitte des Winterling-Areals stammen aus unterschiedlichen Epochen, ausgehend vom späten 19. Jhd. bis in die 1980er Jahre. Dementsprechend ist die Bausubstanz sehr heterogen und auch die vorhandene Dokumentation der einzelnen Gebäudeteile ist sehr unterschiedlich. Seit 2017 finden unter dem Eigentümer gKU Winterling Immobilien Sanierungs- und Umbauarbeiten statt. Um valide Aussagen anhand eines repräsentativen Beispiels machen zu können, wird ein beheizter Gebäudeteil mit einer Mischnutzung aus Büro-/Verwaltungsgebäude einer für Industriebauten repräsentativen Bauzeit im Detail analysiert. Die aus dieser Analyse gewonnenen Erkenntnisse lassen sich weitgehend auch auf andere Gebäudeteile übertragen. Es werden dabei zwei Szenarios betrachtet.

Szenario 1: Bestandsentwicklung: Erhaltung der Bausubstanz durch Umbau und Modernisierung

Szenario 2: Neubau auf der „grünen Wiese“

Lebenszyklusanalyse

Für die Berechnung der „Grauen Energie“ wird das vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erarbeitete Online-Tool eLCAverwendet. Die Datenbank ÖKOBAUDAT stellt ca. 1.500 Datensätze für das eLCA zur Verfügung. Bilanziert wird nach der BNB-Methode, die sich aus folgenden Lebenszyklusmodulen (DIN EN 15978) zusammensetzt:

  • Rohstoffbeschaffung, Transport, Produktion (A1-A3)
  • Instandhaltung, Austausch, Energieverbrauch im Betrieb (B2, B4, B6)
  • Abfallverwertung, Entsorgung (C3-C4)

Berechnungsgrundlage ist ein 3D-Modell des jeweiligen Gebäudeteils, das aus Grundrissen und Schnitten erzeugt wurde. Die U-Werte werden aus den Schichtaufbauten mittels eines Bauteileeditors errechnet oder die durch das GEG geforderten Mindest-U-Werte für die sanierten Bauteile angesetzt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Gebäudeökobilanzierung zeigen auf, in welchem Verhältnis die einzelnen Lebenszyklusmodule zueinander stehen. Es wird deutlich, dass der Wärmebedarf (B6) mit einem Verhältnis von 40:60 zur „Grauen Energie“ steht. Betrachtet man die Gegenüberstellung der Szenarien, so lässt sich eine Aussage zugunsten der Sanierung treffen.

Mittels der Gebäudeökobilanzierung ist es möglich, eine Entscheidung darüber zu treffen, ob eine Sanierung einem Neubau vorzuziehen ist. Im Projekt wurde festgestellt, dass eine Sanierung einen mit ca. 20 Prozent geringeren Treibhauseffekt aufweist als ein Neubau auf der „grünen Wiese“. Und dies, obwohl es sich um einen Holz-Neubau handelt und dieser somit einen besseren U-Wert der Außenhülle aufweist. Weiterhin wurde festgestellt, dass der Abbruch (C1) bei der BNB-Methode nicht berücksichtigt wird. Für bestimmte Materialien (Beton, Mauerziegel, Glas …) sind die Datensätze für den Abbruch jedoch in der ÖKOBAUDAT vorhanden, sodass eine nachträgliche Berechnung bzw. Ergänzung um diesen Teil möglich ist.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner